Kiels intelligente Energie-Lösung

Darlehen an Stadtwerke

Kiels intelligente Energie-Lösung

Küstenkraftwerk K.I.E.L. heißt das derzeit im Bau befindliche Werk – und K.I.E.L. steht für „Kiels intelligente Energie- Lösung“. Frank Meier, Vorstandsvorsitzender der Kieler Stadtwerke, erklärt das: „Durch eine besondere Variante der Kraft-Wärme-Kopplung ist die Anlage hocheffizient und hat vergleichsweise wenig Emissionen“, sagt er und zeigt stolz auf das Herzstück des Gasheizkraftwerks: die beiden Motorenhallen, in denen sich 20 Gasmotoren auf vier Blöcke verteilen. „Diese modulare Bauweise macht das Kraftwerk ausgesprochen flexibel und effizient. Es kann aktuell auf die Preise an der Strombörse reagieren und dann Strom produzieren, wenn es auch energiewirtschaftlich Sinn macht. Zudem gewährleisten wir durch die Anzahl an Motoren eine kontinuierlich hohe Verfügbarkeit. Sollte ein Motor ausfallen, stehen noch immer 19 weitere zur Verfügung.“ Auch die Geschwindigkeit des Kraftwerks ist enorm: Binnen fünf Minuten kann die Anlage auf eine Stromleistung von 190 Megawatt hochfahren und im Betrieb gleichzeitig eine Wärmeleistung von 192 Megawatt erzeugen. Zum Vergleich: Das alte Kohlekraftwerk der Stadtwerke benötigt mindestens vier Stunden, um seine volle Leistungsfähigkeit zu erreichen.

Ein weiterer Bestandteil des Küstenkraftwerks ist der integrierte Elektrodenkessel. Dieser kann – praktisch wie ein Durchlauferhitzer – mit Hilfe von Strom Wasser erhitzen und so Fernwärme erzeugen. „Die Einspeisungen aus erneuerbaren Energien ins Stromnetz schwanken. Wenn es beispielsweise durch große Mengen an Windenergie zu einem Überangebot an Strom kommt, dann können wir das Wasser im Kessel mit Strom erhitzen. So drehen sich die Windräder weiter und wir nutzen diese regenerative Energie“, erklärt Meier. Der Elektrodenkessel dient somit nicht nur zur zusätzlichen Wärmeproduktion an besonders kalten Tagen, sondern kann ein Ungleichgewicht im Stromnetz extrem schnell ausgleichen – zumal überschüssige Wärme gespeichert werden kann. Denn drittes und letztes Modul ist ein 60 Meter hoher Wärmespeicher. 

In puncto ökologische Nachhaltigkeit, Effizienz und Flexibilität setzt das Küstenkraftwerk K.I.E.L. am Ostufer der Kieler Förde europaweit neue Maßstäbe.
Das Küstekraftwerk K.I.E.L. wird die Kohlendioxidemissionen im Vergleich zu dem alten Gemeinschaftskraftwerk um mehr als 70 Prozent reduzieren.

„Der Speicher wird dann befüllt, wenn die im Werk erzeugte Wärme nicht umgehend benötigt wird. Insgesamt können wir so mehr als 1.500 Megawattstunden Wärme in 30.000 Kubikmetern Wasser speichern. Allein mit dieser Menge könnten wir unsere über 73.000 Fernwärmekunden bis zu acht Stunden versorgen“, so der Vorstandsvorsitzende. Durch die hohe Effizienz und den Einsatz von Erdgas als Brennstoff sind die CO2-Emissionen gegenüber dem alten Kohlekraftwerk zudem um etwa 70 bis 80 Prozent niedriger.

Dank dieser ausgeklügelten Technik erreicht das Küstenkraftwerk einen besonders hohen Wirkungsgrad: Während bei der Stromerzeugung etwa in einem Kohlekraftwerk nur rund 40 Prozent der umgesetzten Primärenergie genutzt werden können, bringt es das Küstenkraftwerk auf stolze 90 Prozent – 45 Prozent aus elektrischer und 45 Prozent aus thermischer Energieerzeugung.

Der Fremdkapitalanteil der Investitionssumme von rd. 290 Millionen Euro wird von mehreren Schultern getragen. Den Großteil, 105 Millionen Euro, finanziert die Europäische Investitionsbank über ein Darlehen, weitere 30 Millionen stellt die IB.SH –  ebenfalls über ein Darlehen – zur Verfügung, 116 Millionen ein Bankenkonsortium.

Nachdem die Finanzierung gesichert war, wartete schon vor Beginn der Bauarbeiten die nächste Herausforderung: die Vorbereitung des Grundstücks am Kieler Ostufer. „Auf dem Gelände lagen viele Kampfmittel, vor allem kleinere Munitionsteile, aus dem Zweiten Weltkrieg, die natürlich erst einmal beseitigt werden mussten“, erzählt der Vorstandsvorsitzende. Doch auch diese Hürde haben die Stadtwerke erfolgreich genommen. Wenn nun alles nach Plan läuft, soll das Küstenkraftwerk K.I.E.L. Ende des ersten Quartals 2019 seinen Betrieb aufnehmen.

(Stand 2018)