Integration neu gedacht

Arbeitsmarktförderung

Integration neu gedacht

Menschen eine Perspektive geben, sie integrieren und ihr Selbstwertgefühl steigern – das sind die Ziele des Projektes „Tagwerk“ der kommunalen Beschäftigungsgesellschaft bequa und des Jobcenters in Flensburg. Seit 2018 bekommen hier langzeitarbeitslose Menschen unterschiedlicher Kulturen eine Chance zur beruflichen Teilhabe und gesellschaftlichen Integration. Möglich macht dies das Landesprogramm Arbeit, aus dem die IB.SH im Auftrag des Landes Schleswig­Holstein eine Fördersumme in Höhe von 346.000 Euro mit Mitteln des Landes Schleswig-­Holstein und des Europäischen Sozialfonds für das Projekt bewilligt hat.

„Wir wollten etwas schaffen, das es so bisher noch nicht gab“, betont bequa-­Geschäftsführer Christoph Fels. Das ist gelungen. 24 Menschen haben bereits an dem Projekt teilgenommen – davon 14 Deutsche und zehn Personen mit Migrationshintergrund. Einer von ihnen ist Mohammed Sayed*. Während des Irakkriegs von 2003 bis 2011 floh der heute 46­-Jährige mit seiner Familie nach Deutschland – ohne Schulabschluss und Deutsch­-Kenntnisse. In seiner Heimat hatte er in der Landwirtschaft gearbeitet. 2012 stellte er beim Jobcenter seinen ersten Leistungsantrag, doch der Wunsch blieb, das Geld für die Familie selbst zu verdienen. So entschloss er sich schließlich zur Teilnahme an „Tagwerk“ – mit Erfolg. „Wir haben Herrn Sayed zunächst in einen projekteigenen Deutschkurs aufgenommen und haben ihn bei seinen Bewerbungen unterstützt. Schnell waren seine Sprachkenntnisse so gut, dass er in Vorstellungsgesprächen bestehen konnte. Heute arbeitet er als Lagerhelfer in einem Betrieb bei Flensburg“, berichtet Projektmitarbeiterin Lily David.

Unterstützung vom Jobcenter

Das Beispiel von Mohammed Sayed zeigt, wie es gehen kann. „Wir bauen unser Angebot passgenau um die Menschen herum“, so Lily David. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, nutzt die bequa ein Netzwerk verschiedener Partner. „Einige Menschen kommen mit Suchtproblemen zu uns, andere müssen erst noch Deutsch lernen oder können nicht lesen und schreiben. In einigen Fällen helfen wir selbst weiter, in anderen Fällen vermitteln wir die passenden Netzwerkpartner.“ 

Im Garten wird vor allem Biogemüse angebaut. | Foto: Anna Leste-Matzen

 Die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter ist für Geschäftsführer Fels Gold wert: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Jobcenter wählen aus, wer an dem Projekt teilnehmen kann. Ohne sie würde das Ganze nicht funktionieren.“

Herzstück von „Tagwerk“ sind der interkulturelle Garten und die Holzwerkstatt. Hier packen die Teilnehmenden unter der Anleitung von bequa-­Mitarbeiter Holger Ketels jeden Tag kräftig an. Die Arbeit bei „Tagwerk“ soll aber keine reine Beschäftigungsmaßnahme sein. „Unser Ziel ist es definitiv, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die nötigen Fähigkeiten an die Hand zu geben, um langfristig auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, sagt Christoph Fels. In sechs Fällen ist dies bereits gelungen. „Aber auch dann sind wir weiter als Ansprechpartner da“, betont Lily David.

Auch die Zusammensetzung aus deutschen und ausländischen Teilnehmenden ist kein Zufall. „Wir denken Integration anders als viele andere. Nur mit einem inklusiven Ansatz, der Menschen verschiedener Kulturen vereint, kann Integration gelingen“, sagt Christoph Fels.

(Stand 2019)

* Name geändert.

 

„Wir sehen, wie die Leute Tag für Tag an ihrer Arbeit wachsen.“
Christoph Fels

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