Sustainable Finance: Meilensteine und Bedeutung für Banken

Basics | 13.11.2020 | Redaktionell verantwortlich: Sabine Schmax

Trotz der Herausforderungen rund um die Covid-19-Pandemie steht Sustainable Finance auch 2020 ganz oben auf der Agenda der EU, der Bundesregierung und anderer politischer Akteure. Seit 2015 nimmt das Thema immer mehr Fahrt auf - was mit einer unüberschaubaren Fülle von Informationen einhergeht. Das Handeln von Banken hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Realwirtschaft und damit wiederum auch auf ihr Handeln. Je stärker Banken Sustainable Finance zu ihrer Entscheidungsgrundlage machen, desto mehr können sie für klimagerechtes und nachhaltiges Wirtschaften leisten. Hier finden Sie einen Überblick über die wichtigsten Meilensteine und die Bedeutung für Banken.


Sustainable Development Goals (SDGs) und das Klimaabkommen von Paris

Mit den UN-Vereinbarungen zu den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) und dem Klimaabkommen von Paris aus dem Jahr 2015 hat auch Sustainable Finance maßgeblich an Bedeutung gewonnen. Das Pariser Klimaabkommen legt fest, dass Finanzflüsse zu einer emissionsarmen und klimafreundlichen Entwicklung beitragen müssen. Tatsächlich diskutierte die UN in Paris, ob man dieses Umlenken der Finanzflüsse nicht nur für Klimafragen, sondern für die gesamte wirtschaftliche Nachhaltigkeit braucht. Daraus resultierte das Ziel, die Finanzflüsse und die Erreichung der 17 SDGs miteinander zu verbinden.

EU-Aktionsplan

Mit dem EU-Aktionsplan „Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ aus März 2018 erhielt der Finanzsektor eine strategische Schlüsselrolle, um die Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Der Aktionsplan sieht vor, den Finanzsektor verstärkt einzubinden, damit die Investitionen für die Erfüllung der Ziele aus Paris und der UN-Agenda 2030 aufgebracht werden können. Bis 2030, so schätzt die EU, wären dafür jährlich zusätzliche Investitionen in Höhe von rund 260 Milliarden Euro erforderlich. Der EU-Aktionsplan, der eine Agenda für legislative und nichtlegislative Maßnahmen festlegt, definiert drei zentrale Ziele:

Der EU-Aktionsplan, der einen Fahrplan für legislative und nichtlegislative Maßnahmen festlegt, definiert drei zentrale Ziele:

•    Umlenkung der Kapitalflüsse in nachhaltige Investitionen, um ein nachhaltiges und integratives Wachstum zu erreichen

•    Stärkere Einbeziehung der Nachhaltigkeit in das Risikomanagement

•    Förderung von Transparenz und Langfristigkeit in der Finanz- und Wirtschaftstätigkeit

An den EU-Aktionsplan aus dem Jahr 2018 knüpft die Renewed Sustainable Finance Strategy an. Die weiterführende Strategie muss im Zusammenhang mit dem Investitionsprogramm des European Green Deal gesehen werden: Zusätzlich zu den angekündigten öffentlichen Investitionen sollen private Investoren den Green Deal finanzieren.

Sustainable Finance in Deutschland

Der Impuls durch den EU-Aktionsplan hat auch in Deutschland die Entwicklung zum Thema Sustainable Finance beschleunigt. Die Bundesregierung sieht große Chancen in dem Thema und hat das ambitionierte Ziel formuliert, Deutschland zu einem führenden Standort für Sustainable Finance weiterzuentwickeln. Für die Dauer der aktuellen Legislaturperiode wurde ein Sustainable Finance-Beirat (SFB) eingesetzt, in dem Praktiker aus Finanz- und Realwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft vertreten sind. Der Beirat soll die Bundesregierung bei der Ausarbeitung und Umsetzung der Sustainable Finance-Strategie unterstützen.

Die BaFin hat  Ende 2019 ein Merkblatt zu Nachhaltigkeitsrisiken herausgegeben. Es soll den von der BaFin beaufsichtigten Unternehmen eine Orientierungshilfe im Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeitsrisiken geben.

Chancen für die Finanzbranche

Der Finanzierungsbedarf zur Erreichung der Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele eröffnet sowohl ökologische als auch ökonomische Chancen für die Finanzbranche. Es liegt an den Akteuren, diese Chancen zu erkennen und ihre Geschäftsmodelle und Strukturen danach auszurichten. Die Finanzwirtschaft sollte Sustainable Finance aus der Nische in das breite Kerngeschäft überführen, um die notwendigen Transformationsprozesse zur Erfüllung der Klimaziele und der SDGs umzusetzen.

Viele Finanzmarktakteure berücksichtigen bereits Nachhaltigkeitsaspekte in Entscheidungsprozessen. Seit dem EU-Aktionsplan Anfang 2018 zeichnet sich jedoch ab, dass die regulatorischen Anforderungen zur Nachhaltigkeit stark zunehmen.

Raimund Rösler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der BaFin, wagt 2019 sogar die Behauptung, dass „Institute, die sich nicht anpassen, langfristig vielleicht keine Investoren, Kunden und keine jungen, motivierten Mitarbeiter mehr finden werden. Und dass auf lange Sicht nur ein auf Nachhaltigkeit bedachtes Kreditinstitut auch selbst nachhaltig im Markt bestehen kann“. Die strategische Einbindung von Sustainable Finance in das Bankengeschäft ist längst eine Notwendigkeit. Es gilt, diesen Handlungsbedarf zu erkennen, eine nachhaltige Ausrichtung weiter strukturiert voranzutreiben und die damit einhergehenden Chancen zu nutzen.

Redaktionell verantwortlich: Sabine Schmax

Sabine Schmax leitet den Bereich Öffentlichkeitsarbeit bei der IB.SH

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