Interreg Deutschland-Danmark
Von Unterschieden und Gemeinsamkeiten
Wenn Deutsche mit Dänen zusammenarbeiten, werden schnell Unterschiede deutlich. „Die Dänen gehen ein Thema vorsichtig an und umkreisen es gedanklich“, erklärt Dirk Keil vom Museum Lolland-Falster. „Die Deutschen machen dagegen gleich Pläne.“ Wichtig sei es also, die Mentalität der anderen zu verstehen, um Missverständnisse zu vermeiden. „Aber bei allen ist der Wille sehr stark, aufeinander zuzugehen.“ Beim Projekt NORDMUS arbeiten deutsche und dänische Museen grenzüberschreitend zusammen – am Ende sollen es insgesamt 53 Häuser sein.
Keil betreut dieses Vorhaben als Projektleiter. Der Liebe wegen ging er nach Dänemark. Und blieb. Er kennt also beide Seiten. „Nach einem Jahr Projektlaufzeit kann man schon Ergebnisse vorweisen“, sagt Keil: Eine erste gemeinsame Ausstellung des Fuglsang Kunstmuseums im dänischen Toreby und des Museums Behnhaus Drägerhaus in Lübeck im vergangenen Jahr unter dem Titel „Begegnungen – Deutsche und dänische Malerei 1860 bis 1960“. „Es war erstaunlich zu sehen, wie viele Motive zunächst ähnlich, dann aber doch je nach Nationalität ganz anders geprägt sind.“ Das ist kunsthistorisch sehr spannend, meint Keil.
„Die Dänen malen Buchen, die Deutschen lieber Eichen.“ Und bei der Landschaftsmalerei tendierten die Deutschen zu Stadtansichten, während dänische Maler gerne die ländliche Idylle auf Leinwand festhielten. Die Kooperation war ein Erfolg: 16.000 Kunstinteressierte besuchten die Ausstellungen. Keil schätzt den permanenten Wissensaustausch zwischen den Kollegen. Es geht dabei unter anderem um die Frage, wie internationale Projekte auf die Beine gestellt werden können. Wie gestalten sich Finanzierung, Durchführung, Marketing und Abrechnung? Wie begeistert man die Besucher? Die beteiligten Museen wünschten sich eine Zusammenarbeit im eigenen Land – und über die Grenze hinweg. Und man sei nach wie vor dabei, die Museumslandschaft zu sondieren. „Da ist noch Basisarbeit zu leisten“, meint Keil. Das Projekt NORDMUS stellt sich daher der Herausforderung, ein Netzwerk zu schaffen, in dem die Ansprechpartner und Kompetenzen klar offen liegen. Darüber hinaus geht es darum zu klären, was sich in den jeweiligen Sammlungen der Museen befindet und welche Kompetenzen die einzelnen Häuser haben – damit alle voneinander profitieren können. Früher war es so, dass man für eine einzelne Ausstellung mühsam Kontakte geknüpft hat, die nach Ausstellungsende aber wieder verloren gingen. Kaum zu glauben, aber wahr: Nur wenige in der deutsch-dänischen Museums-Szene pflegten persönliche Kontakte. Mit NORDMUS will man nun ein Fundament schaffen, das auch langfristig Bestand hat.
Unterstützt wird NORDMUS durch das Programm Interreg Deutschland-Danmark. Die Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von fast 900.000 Euro tragen 75 Prozent der Gesamtkosten von knapp 1,2 Millionen Euro.
Normalerweise werden Interreg-Projekte mit 60 Prozent gefördert, jedoch ist im Kultur- und Tourismus bereich eine höhere Förderquote möglich. Ausgezahlt werden die Gelder von der IB.SH.
„Wir kontrollieren außerdem die korrekte Durchführung des Projektes, damit die Steuergelder zweckentsprechend verwendet werden“, sagt Anja Lansberg von der IB.SH. Großes Ziel des Projektes NORDMUS ist es, bis 2018 einen deutsch-dänischen Museumsverbund zu etablieren. Dieser soll dann unabhängig von Interreg- Fördermitteln existieren.
„Ich wünsche mir, dass sich die Museen beidseits der Grenze durch NORDMUS näherkommen“, sagt der Museumsleiter. Vielleicht entdeckt ein Haus – dank der Vernetzung – in einem anderen Museum ein Ausstellungsstück, das während einer Sonderausstellung als Leihgabe perfekt in das Konzept passt. Dirk Keil: „So können wir das Wissen, das wir haben, vermitteln und für die Zukunft bündeln.“
Die Museen schmieden derzeit weitere gemeinsame Pläne. Die Frage nach den Unterschieden schwebt dabei immer mit im Raum. Ein Leitfaden über die möglichen Formen der Zusammenarbeit ist in Arbeit. „Die großen Museen haben mittlerweile Erfahrung bei der Zusammenarbeit, aber für die kleinen Ausstellungshäuser ist ein solcher Guide besonders wichtig“, erklärt Keil.
(Stand 2017)
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