Kalte Wärme

Klimaschutz

Kalte Wärme

Mitten in Rendsburg, dort, wo für das kundige Auge noch Spuren der dänischen Festungsanlage auszumachen sind, auf einer Wiese zwischen Uhrenblock und Kreishaus, wird Klimaschutz konkret: Hier im Boden, bedeckt von einer ein Meter dicken Erdschicht, befindet sich der Eisspeicher der Rendsburger Stadtwerke. Er wird künftig die Wärme liefern für die Kreisverwaltung und den Uhrenblock, das denkmalgeschützte ehemalige Kasernengebäude, in dem nun Wohnungen, Geschäftsräume und ein kleines Schwimmbad untergebracht sind.

Ulrich Kittmann hat das Projekt „Eisspeicher“ als Verantwortlicher der Rendsburg Energie Contracting GmbH, einem Unternehmen der Stadtwerke Rendsburg, betreut: „Eine zentrale Frage unserer Zeit lautet: Wie bekommen wir eine Wärmewende hin?“, erläutert er. Eine mögliche Antwort darauf gibt nun der ungedämmte Betonzylinder, vier Meter hoch mit einem Durchmesser von 15 Metern, gefüllt mit 560 Kubikmetern Wasser. Er soll das Herzstück der ganzjährigen zentralen Wärmeversorgung beider Gebäude werden und 75 Prozent der benötigten Wärme liefern. Bei Spitzenbelastungen ist ergänzend der Betrieb der in beiden Immobilien vorhandenen Gasbrennwertanlagen vorgesehen. Und so funktioniert der Eisspeicher: Im Sommer wird das Wasser im Speicher durch  Solarabsorber erwärmt. In der Heizperiode wird dem Wasser dann Wärme entzogen. Die dann noch „kalte Wärme“ wird mit Hilfe von Wärmepumpen auf die erforderlichen Temperaturen „gepumpt“. Im Speicher bildet sich durch den Entzug der Wärme am Ende der Entladephase Eis. Dieser Prozess läuft so lange, bis sich im Speicher nur noch Eis befindet. Im Frühjahr beginnt der Prozess von Neuem – sprich: Das Eis wird mit der Wärme aus den Solarabsorbern wieder aufgetaut. Auch das in der Regel wärmere Erdreich um den Speicher führt zu einem Gewinn an Wärme im Speicher.

Die Solarabsorber sind auf der Wiese vor dem Uhrenblock installiert und geben den einzigen sichtbaren Hinweis auf das zukunftsweisende Projekt, das die Heizkosten senken und den Ausstoß von jährlich 170 Tonnen klimaschädlichem Kohlendioxid vermeiden soll. Der Anstoß kam vom Klimaschutzmanager des Kreises Rendsburg-­Eckernförde, Dr. Sebastian Krug.

An der Erstellung des Konzepts hat die IB.SH mit ihrer Energieagentur und dem Bereich Städtebauförderung mitgewirkt. 1,1 Millionen Euro haben die Stadtwerke in den Eisspeicher investiert, 180.000 Euro Förderung gab es vom Land. Die innovative Eisspeicher-­Technologie wird bisher noch selten praktiziert. Hier sieht Ulrich Kittmann eine Schlüsselrolle des Energieversorgers: „Wir wollen den Menschen moderne Energie­-Produkte verkaufen. Da wollen und müssen wir in punkto Innovationen vorangehen“, ist er überzeugt. Der Betrieb des Eisspeichers soll neue Daten und Erfahrungswerte liefern, auf deren Grundlage weitere Projekte verwirklicht werden können, die zur Lösung der komplexen Klimaschutzaufgabe beitragen. Vor diesem Hintergrund gibt sich Ulrich Kittmann zuversichtlich: „Es gibt keinen Grund zum Pessimismus!“ 

(Stand 2019)

Wärmepumpen verdichten die dem Wasser entzogene Energie. Die dabei entstehende Wärme lässt sich zum Heizen verwenden. | Fotos: Anna Leste-Matzen
„Wir wollen den Menschen moderne Energie­-Produkte verkaufen. Da wollen und müssen wir in punkto Innovationen vorangehen.“
Ulrich Kittmann, Rendsburg Energie Contracting GmbH

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