Großer Erfolg - Kleiner Wurm

Initialberatung für Energiethemen, Landesprogramm Wirtschaft

Großer Erfolg - Kleiner Wurm

Welche Mengen an chemischen Düngemitteln und Pestiziden auf deutschen Äckern landen, ist weitgehend unbekannt. Experten schätzen, dass mehr als 1.400 Gifte in der Landwirtschaft und auch bei Hobbygärtnern zum Einsatz kommen. Inwieweit sie für das Ökosystem verkraftbar sind oder mittel- und langfristige Schäden anrichten, ist umstritten. Denn nicht nur der Einsatz des einzelnen Präparats spielt eine Rolle, sondern auch die Wechselwirkung verschiedener Wirkstoffe. Die Alternative ist Pflanzenschutz auf biologischer Basis – die Kernkompetenz der e-nema GmbH.

Das Unternehmen aus Schwentinental bei Kiel investiert zurzeit rund 9,3 Millionen Euro in den Ausbau seiner Produktionskapazitäten. 144.000 Euro erhält e-nema aus dem Landesprogramm Wirtschaft, um in den nächsten drei Jahren ein Konzept für ein ganzheitliches Energiemanagement und -controlling zu entwickeln. Die Mittel werden über die IB.SH zur Verfügung gestellt. „Seit kurzem bieten wir kleinen und mittleren Unternehmen eine kostenfreie Initialberatung zu den Themen Energieeinsparung, Energieeffizienz und Einsatz erneuerbarer Energien“, so Erik Brauer, Leiter der IB.SH Energieagentur. Eine Beratung bei der IB.SH war auch für e-nema der erste Schritt in Richtung Förderung. 

Die Keimzelle des Unternehmens war ein Forschungslabor der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. In diesem Labor gelang es in den 1990er Jahren unter Leitung von Dr. Ralf-Udo Ehlers erstmals, winzige Fadenwürmer, auch Nematoden genannt, die sonst nur in Insektenlarven vorkommen, in einem flüssigen Nährmedium zu kultivieren. Nematoden gelten als natürliche Feinde der Larven und können gegen Pflanzenschädlinge eingesetzt werden.

1997 kam es zur Ausgründung als e-nema GmbH. „Wir wollten für den biologischen Pflanzenschutz neue Maßstäbe setzen. Doch in den ersten Jahren war die Auftragslage eher bescheiden. Das hat sich glücklicherweise geändert“, erzählt Tillmann Frank, Geschäftsführer und – neben Prof. Dr.  Ralf-Udo Ehlers und Dr. Arne Peters – Gesellschafter der e-nema GmbH.

Mittlerweile gehört das Unternehmen zu den globalen Marktführern in der Produktion und dem Vertrieb von  biologischer Schädlingsbekämpfung auf Basis von Nematoden. Das Unternehmen leistet sich darüber hinaus eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung für biotechnisch erzeugte Substanzen. Zum 50- köpfigen Team gehören Forscher aus zahlreichen Ländern. Die Vertriebspartner des Schwentinentaler Unternehmens sitzen vor allem in den Niederlanden, in Irland, Großbritannien und Spanien. 

Die Nematoden werden in einem Bioreaktor, der auch als Fermenter bezeichnet wird, produziert.
Im Jahr 2018 zielte e-nema darauf ab, die Produktion zu versiebenfachen.

„Aufgrund gesetzgeberischer Regularien und neuer Auflagen steigt der Bedarf an biologischem Pflanzenschutz“, erklärt Tillmann Frank. Auch der Bio-Trend forciert seit Jahren die Nachfrage. „Wer möchte schon Tomaten essen, die Pestizidrückstände enthalten?“ Darüber hinaus gibt es Schädlinge, denen mit Pestiziden nicht effektiv beizukommen ist – zum Beispiel dem westlichen Maiswurzelbohrer. In Nordamerika trägt der etwa fünf Millimeter große Käfer seit Jahrzehnten zu starken Ernteverlusten bei. Ihn zu bekämpfen, hat bereits Milliarden Dollar gekostet – daher sein Spitzname „Milliarden-Dollar-Käfer“. Neben Maispflanzen sind besonders Kürbis- und Sonnenblumenpflanzen betroffen. Anfang der 1990er Jahre wurde der Käfer nach Europa eingeschleppt.

e-nema setzt nun verstärkt auf Wachstum. Fünf riesige Metall-Fermenter mit einem Fassungsvolumen von je 120.000 Litern hat das Unternehmen gekauft. Das entspricht einer Versiebenfachung der Produktion. Bereits 2018 soll dann in großem Maßstab produziert werden. 
Das wird viel Energie kosten. „Auch in Zeiten niedriger Energiepreise ist das ein beachtlicher Faktor“, so Frank.

Für die Entwicklung eines nachhaltigen Energiemanagements können die Schwentinentaler mit Zuschüssen aus dem Landesprogramm Wirtschaft drei Jahre lang eine Stelle zur Hälfte finanzieren. Das Programm, in dem das Land Mittel aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) und aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) mit ergänzenden Landesmitteln bündelt, wird von der IB.SH und der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH) betreut und abgewickelt.

Mit Ressourcen möglichst schonend umzugehen und den eigenen CO2-Ausstoß zu senken, entspricht der Firmen-Philosophie. Tillmann Frank: „Mit unserer Forschung und unseren Produkten wollen wir natürlich auch Geld verdienen. Ebenso wichtig ist aber der Anspruch, dem wir seit unserer Gründung treu sind: Wir wollen die Welt mit guten, umweltverträglichen Produkten etwas besser machen.“ 

(Stand 2017)

„Nachdem wir uns jahrelang um die Wirksamkeit und Qualität unserer Produkte gekümmert haben, werden wir nun unsere Produktionsprozesse unter dem Blickwinkel der Energieeffizienz und des Klimaschutzes genauer unter die Lupe nehmen und den Unternehmensgrundsatz der Nachhaltigkeit weiter stärken.“
Tillmann Frank, Geschäftsführer e-nema GmbH