Boom bei Qualifizierungen und beim geförderten Mietwohnungsbau

IB.SH legt Zahlen für den Südosten des Landes vor


Im Jahr 2016 sind über die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) insgesamt 580 Millionen Euro Fördermittel in den Südosten des Landes geflossen. Das geht aus der Förderstatistik der IB.SH für die Hansestadt Lübeck sowie die Kreise Herzogtum Lauenburg, Ostholstein, Stormarn und Segeberg hervor. Nach der ungewöhnlich hohen Fördersumme im Vorjahr (692 Millionen Euro) durch den Start mehrerer großer Projekte wird damit wieder das Niveau von 2014 (584 Millionen Euro) erreicht.

Im Bereich Arbeitsmarkt- und Strukturförderung lag 2016 ein deutlicher Schwerpunkt auf der Fortbildung. Aus Meister-BAföG wurde Aufstiegs-BAföG. Seit der Gesetzesnovelle gibt es deutliche Leistungsverbesserungen. Der Zuschussanteil wurde erhöht, der förderfähige Personenkreis erweitert (z.B. um Studienabbrecher und Abiturienten), und die Förderwege wurden entbürokratisiert. Im Südosten des Landes wurden 1.448 (Vj. 794) Aufstiegsmaßnahmen gefördert, davon allein 426 (Vj. 256) im Kreis Segeberg. „Volle Auftragsbücher der Unternehmen, die Digitalisierung und der demografische Wandel hinterlassen Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Arbeitskräften steigt. Qualifizierung hat Hochkonjunktur", erklärte der Vorstandsvorsitzende der IB.SH, Erk Westermann-Lammers.

In der Wirtschaftsförderung flossen 2016 insgesamt 119 (Vj. 148) Millionen Euro in die Region. Der Rückgang resultiert vor allem daraus, dass es im Kreis Ostholstein 2015 eine außergewöhnlich starke Nachfrage nach Bundesfördermitteln für den Bau von Windkraftanlagen gegeben hatte, die sich 2016 nicht wiederholte. Hier sank die Summe der von der IB.SH vergebenen Fördermittel auf 35 (Vj. 73) Millionen Euro. Im Kreis Segeberg ging die Fördersumme auf 4 (Vj. 10) und im Kreis Stormarn auf 3 (Vj. 21 Millionen Euro zurück. In beiden Kreisen hatte es 2015 Förderdarlehen für jeweils zwei größere Windkraft-Projekte gegeben. In den Kreis Herzogtum Lauenburg flossen 38 (Vj. 31) Millionen Euro, in die Hansestadt Lübeck 40 (Vj. 13) Millionen Euro.

Bei der Förderung von Unternehmensgründungen bleibt der IB.SH Mikrokredit ein Erfolgsschlager. Der Mikrokredit unterstützt Existenzgründerinnen und Existenzgründer mit Summen zwischen 3.000 und 25.000 Euro. Im Südosten des Landes hat die IB.SH 2016 auf diesem Weg 31 (Vj. 34) Existenzgründungen ermöglicht. Allein in Lübeck nutzten 11 Gründerinnen und Gründer den IB.SH-Mikrokredit für den Weg in die Selbstständigkeit, im Kreis Ostholstein 10.

Für Immobilien hat die IB.SH 2016 im Südosten des Landes 277 (Vj. 298) Millionen Euro bewilligt. In der Hansestadt Lübeck gab es einen Rückgang von 56 auf 40 Millionen Euro, im Kreis Stormarn von 51 auf 43 Millionen Euro und im Kreis Segeberg von 89 auf 81 Millionen Euro. Der Rückgang ist jeweils auf eine niedrigere Bewilligungssumme für Förderdarlehen im Mietwohnungsbau zurückzuführen. Im Kreis Herzogtum Lauenburg blieb die Summe der Förderdarlehen mit 60 (Vj. 58) Millionen Euro konstant, im Kreis Ostholstein dagegen gab es einen Anstieg von 43 auf 55 Millionen Euro aufgrund einer starken Nachfrage nach Bundesfördermitteln. Die Mittel werden zum einen im Rahmen des Konsortialkreditgeschäfts mit Banken und Sparkassen direkt vergeben. Daneben hat die IB.SH auch im Bereich Immobilien eine wesentliche Förderfunktion als Refinanzierungsbank für die regionale Kreditwirtschaft, die aus diesen Förderrefinanzierungen Darlehen an ihre Kunden vergibt.

Das Gesamtvolumen der Förderzusagen der IB.SH erreichte 2016 mit 2,4 Mrd. Euro erneut das sehr hohe Vorjahresniveau. Die Bilanzsumme der IB.SH beträgt stabil 19 (Vj. 18,5) Mrd. Euro. Auch der Zinsüberschuss blieb mit 105 (Vj. 107) Mio. Euro nahezu stabil. Das Ergebnis vor Risiko und Bewertung blieb ebenfalls weiterhin stabil bei 67 (Vj. 65) Mio. Euro. Es wird mit Ausnahme des Jahresüberschusses von 3 Mio. Euro nahezu vollständig für Maßnahmen zur Stärkung des aufsichtsrechtlich geforderten Eigenkapitals und der Risikotragfähigkeit eingesetzt. Die Eigenkapitalquote beträgt stabil 18,4 Prozent. So kann die IB.SH ihre Förderfähigkeit nachhaltig gewährleisten und den wachsenden aufsichtsrechtlichen Vorgaben und notwendigen Investitionen in Digitalisierung auch zukünftig entsprechen.

Seit April 2015 betreibt die IB.SH im Auftrag des Landes die Spendenplattform WIR BEWEGEN.SH. Im Jahr 2016 wurden 84 ehrenamtliche Spendenprojekte aus dem ganzen Land veröffentlicht. Die erzielte Erfolgsquote von 76 Prozent ist überdurchschnittlich hoch. Insgesamt wurden in den ersten zwei Jahren über 200.000 Euro auf der Plattform gespendet.

Beispiel eines erfolgreichen Spendenprojekts auf WIR BEWEGEN.SH

Projekt: Gitarrengruppe des Lübecker Stadtteil-Orchesters Bedarf: 3.000 €, 3.024 € erreicht (101 %)
Link: https://www.wir-bewegen.sh/project/gitarrengruppe-des-lbecker-stadtteil-orchesters
Projektstarterin: Ann-Kristin Kröger
Organisation: Tontalente e.V.
Website: www.tontalente.de

 

2017: Nachfrage nach Fördermitteln für Mietwohnungsbau verdoppelt

Der geförderte Mietwohnungsbau im Südosten Schleswig-Holsteins kommt in Schwung. In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden Fördermittel in Höhe von 45,9 (Vj. 27,8) Millionen Euro für den Mietwohnungsbau in dieser Region bewilligt oder reserviert (Segeberg 23,1/Vj. 19,5, Stormarn 9,3/Vj. 0, Herzogtum Lauenburg 6,4/Vj. 3,5, Lübeck 3,5/Vj. 4,4, Ostholstein 3,4/Vj. 0,4 Millionen Euro).

„Die Zahlen verdeutlichen: Der neu eingeführte Zuschuss, der im Rahmen der Sozialen Wohnraumförderung des Landes für den Neubau von Mietwohnungen gewährt wird, zeigt Wirkung", sagte Westermann-Lammers. In Verbindung mit den günstigen Baudarlehen der Sozialen Wohnraumförderung können Investoren seit März dieses Jahres zur Sicherung der angemessenen Wirtschaftlichkeit ihrer Neubauvorhaben einen Investitionszuschuss in Höhe von 250 Euro je Quadratmeter geförderter Wohnfläche beantragen. Dafür stehen bis Ende 2018 zusätzlich 34 Millionen Euro zur Verfügung. „Die Zuschüsse verstärken den Anreiz für Investoren, bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum zu schaffen", so der Vorstandsvorsitzende.

Mietwohnungsbau-Projekte (Beispiele)

In Kaltenkirchen (Brauerstraße 8) baut die Böttcher Immobilien GmbH & Co KG für 11,8 Millionen Euro 73 Wohnungen, von denen 71 gefördert werden und deshalb zu einem reduzierten Mietpreis an Berechtigte vermietet werden müssen. Dafür wurden zinsreduzierte Förderdarlehen in Höhe von 8,6 Millionen Euro sowie ein Investitionszuschuss in Höhe von 0,8 Millionen Euro reserviert. Der Baubeginn ist für das 3. Quartal dieses Jahres vorgesehen.

In Lübeck (Schneewittchenweg 2-12a) baut die Grundstücks-Gesellschaft Trave mbH 93 geförderte Mietwohnungen für 12,7 Millionen Euro. Dafür wurde schon in den Vorjahren ein Förderdarlehen von 9 Millionen Euro und in diesem Jahr ein Investitionszuschuss von 1,4 Millionen Euro reserviert. Der Rohbau steht – gestern war Richtfest.

Ausblick:

Im weiteren Verlauf des Jahres 2017 wird nach Einschätzung der IB.SH bei guter Konjunkturlage und weiterhin niedrigen Zinsen die starke Nachfrage nach Förderfinanzierungen mit langen Laufzeiten und langen Zinsbindungen anhalten.

Folgende Schwerpunkte in der Geschäftstätigkeit der Förderbank zeichnen sich in diesem Jahr ab:

  • bezahlbaren Wohnraum für alle schaffen
  • Existenzgründungen und -übernahmen im Zuge der Nachfolge-Problematik ermöglichen
  • den digitalen Wandel vorantreiben

Die zusätzlich zu Förderdarlehen gewährten Zuschüsse sorgen dafür, dass die Förderung des Sozialen Wohnungsbaus auch im Niedrigzinsumfeld attraktiv bleibt.

Zur Lösung der Nachfolge-Problematik sollen die Aktivitäten rund um das neue Produkt „Gründung und Nachfolge" gemeinsam mit der Bürgschaftsbank weiter intensiviert werden. Über die Hausbanken werden hierbei zinsgünstige Darlehen von 25.000 bis 500.000 Euro an Enddarlehensnehmer vergeben und mit einer 80-prozentigen Ausfallbürgschaft abgesichert.

Außerdem vergibt die IB.SH 2017 erstmals einen Unternehmerinnenpreis. Frauen gestalten das Wirtschaftsgeschehen immer noch nicht entsprechend ihrer Qualifikation und Potenziale mit und sollen durch den Preis motiviert werden. „Die Ausschreibung ist mit 107 Bewerbungen auf große Resonanz gestoßen. Die Jury hat drei Kandidatinnen nominiert. Die Preisträgerin wird am 23. Juni in Lübeck geehrt", sagte Westermann-Lammers.

Die Unterstützung des digitalen Wandels in Schleswig-Holstein reicht von der Beratung über Darlehen bis zu Zuschüssen. Die IB.SH-Förderlotsen helfen dabei, die passende Förderung zu finden. Die Angebote zur Unterstützung der Digitalisierung wurden im Internet auf der Sonderseite www.ib-sh.de/digital zusammengefasst. Um einen Überblick über den Grad und die Bedeutung der Digitalisierung im schleswig-holsteinischen Mittelstand zu erhalten, hat die IB.SH eine speziell konzipierte Umfrage durchgeführt.