„In der Kunst ist jeder Außenseiter“

200 Gäste bei Ausstellungseröffnung des Museums für Outsiderkunst Schleswig im Landtag


Der Schleswig-Holsteinische Landtag und die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) haben heute Abend (Dienstag) zur Vernissage der neuen Ausstellung „Outside the box“ ihrer gemeinsamen Reihe „Kulturland Schleswig-Holstein“ ins Landeshaus geladen. Rund 200 Gäste besuchten die Eröffnung der Schau, die das Museum für Outsiderkunst Schleswig präsentiert.

„Outside the box“ zeigt Kunst von Menschen mit seelischen oder geistigen Beeinträchtigungen. Das Genre Outsiderkunst, auch Outsider Art oder Art brut genannt, ist eine Kunstrichtung, die zunehmend mehr Beachtung erfährt. „In der Ausstellung sehen wir wertvolle Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern: Werke von kreativer Kraft und künstlerischem Ausdruck“, sagte Landtagsvizepräsidentin Kirsten Eickhoff-Weber bei der Eröffnung im vollbesetzten Plenarsaal.

Der Vorstandsvorsitzende der IB.SH Erk Westermann-Lammers erklärte, die Ausstellung im Landeshaus zeige einmal mehr, dass das Museum Schleswig ein wichtiger Ort der Begegnung und der Anregung sei. „Es freut uns, dass unsere gemeinsame Kunst- und Kulturförderung mit dem Schleswig-Holsteinischen Landtag diesmal dem Museum für Outsiderkunst Sichtbarkeit verschafft“, so Westermann-Lammers. „Uns ist sehr wichtig, die Gesellschaft in ihrer ganzen Vielfalt und Breite zu unterstützen!“

Im Grunde sei ohnehin jeder Kunstschaffende ein „Außenseiter“ und müsse sich abgrenzen, wenn er einen eigenen Stil und Ausdruck finden und etwas Eigenes und Neues erschaffen wolle. „Outsider oder Außenseiter müssen Künstlerinnen und Künstler auch sein“, betonte Eickhoff-Weber, „denn Kreativität findet nur dort statt, wo Menschen über das hinausdenken und hinaushandeln, was bereits vorgegeben, was ‚normal‘ und ‚alltäglich‘ ist.“ Kunst und künstlerisches Schaffen seien ein kreativer Prozess, der sich dadurch auszeichne, sich nicht an vorgezeichnete Wege und Regeln zu halten oder an das, was von der Gesellschaft als „Norm“ empfunden werde.

Die Ausstellung zeigt Arbeiten von fünf Outsider-Künstlern aus dem Bestand des Museums, mit einer Bandbreite von expressiven Ölpastellzeichnungen über vielfarbige Schichtbilder bis hin zu Wort-Bild-Schöpfungen. Das Museum für Outsiderkunst ist eine Dependance des Stadtmuseums Schleswig in Kooperation mit der Hesterberg und Stadtfeld gGmbH unter Trägerschaft der Stiftung Diakoniewerk Kropp, die eng mit therapeutischen Wohn- und Betreuungseinrichtungen sowie dem Helios-Klinikum Schleswig zusammenarbeiten. „Die hier ausgestellten Werke sind also auch das Ergebnis eines verantwortungsvollen Miteinanders von Menschen, die die Kunst als eine besondere Ausdrucksform anerkennen – gerade auch für diejenigen, denen sonst aus verschiedenen Gründen Kommunikationswege in und mit der Gesellschaft verwehrt bleiben“, hob die Parlamentsvizepräsidentin hervor. Kunst sei vor allem unmittelbare Kommunikation, „und in dieser Hinsicht gibt es kein Kunstwerk eines Menschen ohne oder mit Beeinträchtigung, sondern es gibt nur ein Kunstwerk, das mit dem Betrachter in Beziehung tritt.“ Damit erreiche die Kunst etwas Einzigartiges, unterstrich Eickhoff-Weber: „Barrieren, die in unseren Köpfen, in unserem Alltag trotz aller erfolgten und auch erfolgreichen Bemühungen für Menschen mit Beeinträchtigungen immer noch bestehen, zu überwinden und einzuebnen.“

„Outside the box“ ist bis zum 21. März im ersten Stock des Landeshauses zu sehen und zeigt Arbeiten von Uwe Paulsen, Jörg Hampshire, Georg Bohnert, Siegmund Ludwig alias Emiehl Pfäffel und Jürgen Stenzel. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, Besucher sollten ihren Personalausweis mitbringen.